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Prokon und die Zahlen

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Prokon und die Zahlen

Dass die Geschäftszahlen des Itzehoer Windkonzerns Prokon gerne mal – sagen wir – speziell sind, ist nicht ganz neu. Die jüngsten beiden Veröffentlichungen aber haben uns doch erstaunt: Am vergangenen Montag standen neue Daten im Netz – und die haben es in sich: Demnach hatte Prokon in den ersten acht Monaten des Jahres insgesamt 322,1 Millionen Euro Genussrechtskaptial eingesammelt, Anlegergelder also – das sind im Schnitt gut 40 Millionen pro Monat. Zum 31. August zeigte der Geld-Zähler auf der firmeneigenen Seite 1,3467 Milliarden Euro an.

Die vielen Nachkommastellen können leicht dazu verführen, eine dramatische Entwicklung zu übersehen: Denn Ende November vermeldete die Genussrechtsanzeige der Prokon-Homepage  Genussrechtskapital von 1,3578 Milliarden Euro. Mit anderen Worten: Das Unternehmen hat im September, Oktober und November immer noch Geld eingesammelt, insgesamt 11,1 Millionen Euro. Das heißt aber, es waren nur noch rund 3,7 Millionen Euro im Monat. Das entspricht einem Einbruch um sage und schreibe 90 Prozent gegenüber den Monaten Januar bis August 2013. Im vergangenen Jahr gab es ein paar kleinere Schwankungen – aber nichts, was auch nur annähernd an diese Größenordnung heranreichte.

Das machte uns stutzig. Eine Anfrage der “Welt am Sonntag” zu dieser Entwicklung hat  Prokon nicht beantwortet. Allerdings veränderte das Unternehmen unter der Woche seine Zahlen im Internet – ohne allerdings die Korrektur zu erklären oder darauf hinzuweisen.

Und siehe da, im Handumdrehen sind 322 Millionen Euro Anlegergelder zu 312 Millionen geworden. Aus 1,357 Milliarden Genussrechtskapital insgesamt wurden plötzlich 1,336 Milliarden Euro. Der Stichtag – 31. August 2013 – hat sich nicht verändert. Das dokumentieren die Screenshots vom Freitag. Effekt der Korrektur: Die Zahlen sehen zumindest ein kleines bisschen weniger schlimm aus.

Die Veränderung beider Angaben beträgt jeweils ungefähr 10 Millionen Euro. Das ist keine unerhebliche Summe. Denn rechnet man den monatlichen Durchschnittsanstieg beim Genussrechtskapital wie oben beschrieben noch einmal aus, dann stehen nun monatlich rund 39 Millionen Euro von Januar bis August im Schnitt jeweils 7,8 Millionen Euro in den Monaten September, Oktober, November gegenüber. Der Einbruch ist abgemildert, aber immer noch deutlich erkennbar.

Was das heißt und warum der Windkraftkonzern aus Itzehoe auch noch Probleme mit Wirtschaftsprüfern hat, lesen Sie in unserer aktuellen Geschichte in der “Welt am Sonntag”.

Streng vertraulich! Das WELT Investigativ Blog


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