Prokons Webseite: Ach, wie sich die Fakten ändern…
Wer etwas über den Windkraftanbieter Prokon aus Itzehoe wissen oder berichten will, der braucht immer mal wieder Geschäftszahlen. Mit anderen Worten: Anleger und Journalisten sind auch auf Prokons Webseite angewiesen. Denn erstens veröffentlicht das Unternehmen dort aktuelle Zahlen. Zweitens will Unternehmenschef Carsten Rodbertus seit Monaten nicht mehr mit Journalisten reden oder ihre Fragen beantworten – er wirft ihnen Hetzkampagnen vor.
Die Homepage ist also besonders wichtig, für Journalisten. Für die Anleger sowieso. Die vergangenen Woche allerdings haben gezeigt: Die vermeintlichen Informationen, die Prokon dort gibt, verändern sich derart rasant, dass einem schwindlig werden kann. Drei Beispiele allein aus den vergangenen Tagen.
Beispiel 1: Mitte vergangener Woche warnten die “Stiftung Warentest” und die “Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz” vor Prokon. Weil die Zahlen alles andere als rosig aussehen. Am Freitagabend steht auf Prokons Webseite plötzlich eine “Zukunftsprognose”. Sie soll den Anlegern versichern, dass “Verzinsung und Rückzahlung des Genussrechtskapitals langfristig gesichert” ist. Verlinkt ist eine lange und detaillierte Zahlenreihe, die sich fast 30 Jahre in die Zukunft erstreckt. Eine Prognose mit sehr vielen Wenns und Abers und Könntes also.
Beispiel 2: “Die Welt” hat schriftlich bei Prokon nachfragt, wie realistisch die Zahlen sind und wie es gelingen soll, in den nächsten Jahren 565 Millionen Euro neues Kapital einzuwerben, wenn die Firma – wie in der Zahlenreihe angekündigt – erst ab 2016 wieder Gewinn machen werde. Prokon hat nicht geantwortet. Die schönen neuen Prognosezahlen sind postwendend wieder aus dem Netz verschwunden. Prokon hat sie durch neue Angaben ersetzt, die etwas weniger detailliert sind und aus denen Verluste zum Beispiel nicht mehr so deutlich hervorgehen.
Beispiel 3, ähnliches Vorgehen: Prokon hat eine Anwaltskanzlei als “zwielichtige Abzocker-Kanzlei” bezeichnet, die die Geldanlage (Genussrechte) eines Prokon-Anlegers gekündigt hatte – auf dessen Wunsch hin. “Die ‘Masche’ funktioniert so“, schrieb Prokon, „dass dubiose Rechtsanwaltskanzleien aus Pressemitteilungen über PROKON angebliche Schreckensszenarien aufbauen und damit angeblich geschädigte Anleger verängstigen, damit diese dann der Anwaltskanzlei einen Auftrag zur rechtlichen Vertretung erteilen.” Dass womöglich ein besorgter Anleger einfach sein Geld zurück möchte, scheint als Erklärung nicht in Betracht zu kommen.
Auf unsere Nachfrage, ob Prokon die ehrenrührigen Behauptungen (in einem verlinkten Schriftsatz wird sogar der Name der Kanzlei genannt) belegen kann, haben wir keine Antwort bekommen. Aber: Stunden nach der Anfrage steht der Text mit einigen Änderungen auf der Webseite. Die schlimmsten Anfeindungen sind weg, der Wortlaut ist etwas allgemeiner gehalten und die Namen der Anwälte sind in den verlinkten Dokumenten plötzlich geschwärzt. Warum? Darüber kann man nur spekulieren.