Reeder droht Millionenverlust mit rumänischem Wald
95 Millionen Euro hat ein Fonds aus der Firmengruppe des Hamburger Reeders Erck Rickmers in rumänischen Wäldern angelegt. Aber der Partner vor Ort hat die Norddeutschen übers Ohr gehauen.
Von Lars-Marten Nagel
Dem Hamburger Investmenthaus Nordcapital aus der Unternehmensgruppe des Reeders Erck Rickmers drohen Millionenverluste bei einem Geschäft mit rumänischen Wäldern. Nach Informationen der “Welt am Sonntag” könnte die staatliche Forstbehörde Romsilva 5000 Hektar Wald im Wert von rund 22 Millionen Euro zurückfordern, die Nordcapital 2011 von einem rumänischen Geschäftsmann gekauft hat.
Der Geschäftspartner von Nordcapital, ein rumänischer Millionär namens Gheorghe Ceteras, ist im November von der Nationalen Anti-Korruptions-Behörde (DNA) verhaftet worden. Er soll sich den Wald mit Betrug und Bestechung angeeignet haben. Laut DNA hat er zu Unrecht einen Rückerstattungsanspruch für den Wald angemeldet, den die Kommunisten vor Jahrzehnten enteignet hatten.
Um seinen Anspruch durchzusetzen, habe Ceteras einem Präfekten (das Amt entspricht ungefähr einem deutschen Landrat) und einem Mitarbeiter der Forstbehörde Romsilva jeweils eine Million Euro gezahlt. Den entscheidenden Richter habe er mit 250.000 Euro bestochen. Danach habe er den Wald an die Hamburger verkauft.
Korruptionsbehörde ermittelt
Die DNA ermittelt gegen die vier Beschuldigten und eine weitere Person. Nach Einschätzung rumänischer Journalisten müsste Romsilva den Wald zurückfordern.
Nordcapital bestätigte auf Anfrage das Geschäft und die Ermittlungen gegen den Verkäufer, betonte aber zugleich, dass Ceteras laut Grundbuch der rechtmäßige Eigentümer des Forsts aus Fichten, Buchen und Tannen gewesen sei. Eine Sprecherin teilte mit, der Fondsanbieter sehe deshalb keinen Anlass zu der Annahme, “dass das Eigentum nicht ordnungsgemäß erworben worden sein könnte”.
Zu möglichen Rückforderungen des Waldes äußerte sich Nordcapital nicht. Insgesamt hat Nordcapital rund 95 Millionen Euro in zwei Waldfonds in Rumänien angelegt.
Die Forstindustrie in Rumänien gilt bei Experten als besonders anfällig für mafiöse Strukturen. Illegales Abholzen, Schmuggel, Korruption und Betrug sind häufig. Hintermänner sind oft gut vernetzte Beamte oder Politiker.
Auch Prokon hatte Probleme mit rumänischen Wäldern
Das Hamburger Investmenthaus ist nach dem mittlerweile insolventen Itzehoer Windenergieproduzenten Prokon bereits der zweite große deutsche Investor, der Ärger wegen illegaler Rückerstattungen rumänischer Wälder hat.
Bei den Ermittlungen der Anti-Korruptions-Behörden zu den Waldgeschäften von Prokon gerieten im vergangenen Jahr sogar der Generaldirektor der staatlichen Forstbehörde Romsilva und der Schwiegervater des amtierenden Ministerpräsidenten Victor Ponta in den Fokus.