Spendengeld: AfD-Politikerin und zwei Unwahrheiten
AfD-Spitzenfrau Beatrix von Storch und ihr Ehemann haben einen zumindest fragwürdigen Umgang mit Spendengeldern eines Vereins gepflegt. In der „Welt am Sonntag“ hatten wir exklusiv darüber berichtet: 98.000 Euro, die erst in mehreren Tranchen bar abgehoben und dann in einem Schließfach gelagert wurden. Es ging auch um private Ausgaben und ein mysteriöses Darlehen. Das Geld für all das stammte Dokumenten zufolge von einem Vereinskonto. Frau von Storch hatte Antworten, aber keine Erklärungen.
Die Sache an sich ist für Beatrix von Storch schon unangenehm, der Zeitpunkt ist es auch. Die Anhänger und Wahlkämpfer sind unruhig, das kann man auf der Facebook-Seite sehen. Womöglich sind es sogar die Spender im Hintergrund: Die „Zeit“ jedenfalls berichtet in ihrer morgigen Ausgabe über eine E-Mail von Storchs an einen „Herrn Dr. E.“, offenbar um ihn zu besänftigen. Dem Bericht zufolge gilt er als eine der zentralen Figuren im Freundeskreis der Partei, der im Wahlkampf unter anderem Zeitungsanzeigen schaltet. Laut der vom Verlag als Vorabmeldung herausgegebenen Kurzfassung schreibt Beatrix von Storch an ebendiesen E.: “Ich nehme an, dass es für das Springer-Haus nicht zu teuer war, sie (eine frühere Mitarbeiterin, d. Red.) anzustiften, sich unsere Unterlagen mit illegalen Methoden anzueignen”.
Medienattacken dieser Art seien Teil der Selbstinszenierung der AfD, schreiben die Kollegen der „Zeit“ weiter. „Sie stilisiert sich als Opfer einer Verschwörung aus ‚Altparteien’ und ‚Massenmedien’, die die Partei und ihr Anliegen angeblich totschweigen.“
Nur der Vollständigkeit halber stellen wir es hiermit klar: Der kolportierte Satz ist in mehrfacher Hinsicht unwahr. Erstens: Frau von Storch kann über unsere Informanten nur spekulieren, wir geben unsere Quellen nicht preis. Zweitens: Wir haben während der Recherche niemanden angestiftet, sich Unterlagen anzueignen und schon gar nicht mit illegalen Methoden. Drittens: Weder die Zeitung noch die Autoren haben einen Cent an Informanten gezahlt.
Allerdings passt die Haltet-den-Dieb-Strategie der AfD-Politikerin ins bisherige Bild dieser Schließfach-Affäre: Am Montag – einen Tag nach der ersten Veröffentlichung – gab Frau von Storch eine Erklärung ab. Sie nannte die gegen sie erhobenen Vorwürfe „haltlos“, trug aber nichts dazu bei, sie wirklich zu entkräften. Ein Angriff schien ihr die bessere Verteidigung zu sein: gegen die „Welt am Sonntag“ und eine ehemalige Mitarbeiterin, die sie als – einzige – Quelle bezichtigt. Und die soll vom politischen Gegner kommen, von der FDP.