Quantcast
Channel: Lars-Marten Nagel – investigativ.de
Viewing all articles
Browse latest Browse all 119

Ex-Rainbow-Tours Chef meldet Insolvenz an

$
0
0

Ex-Rainbow-Tours Chef meldet Insolvenz an

Das traditionsreiche Hamburger Omnibusunternehmen “Thies Bustouristik” von Ex-Rainbow-Tours-Chef Mathias D. Kampmann ist pleite. Das Insolvenzverfahren wurde am Dienstag eröffnet. Das Amtsgericht bestimmte den Hamburger Rechtsanwalt Michael W. Kuleisa zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Die Pleite kommt überraschend. Laut Wirtschaftsauskuftdienst Creditreform soll die Firma 2013 rund 3,7 Millionen Euro Umsatz gemacht haben. Für 2013 seien 4 Millionen Euro geplant gewesen. Vor wenigen Wochen hatte Kampmann noch eine Zahlungsunfähigkeit bestritten. Nun müssen 90 Mitarbeiter um ihren Job fürchten.

Die Insolvenz ist ein weiterer Höhepunkt in einer zweifelhaften Unternehmerkarriere: Kampmann stand vor zwei Jahren im Mittelpunkt der spektakulären Pleite des Reiseunternehmens Rainbow Tours. Über den Niedergang der einstigen Kult-Marke und das “System Kampmann” hatten wir in der “Welt” berichtet.

Ex-Rainbow-Tours-Chef Mathias D. Kampmann

Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt seit zwei Jahren wegen Insolvenzverschleppung und Betrug gegen den Unternehmer. Der Verdacht: Kampmann könnte noch Geschäfte getätigt haben, als Rainbow Tours schon zahlungsunfähig war. Auch die Steuerfahndung beschäftigt sich mit dem Ende von Rainbow Tours. Mehrere Ex-Mitarbeiter werfen Kampmann in Eidesstattlichen Versicherungen vor, Gewinne aus Auslandsgeschäften abgezweigt zu haben, auch an der deutschen Steuer vorbei. Kampmann hat diese Vorwürfe immer bestritten.

Nach der Rainbow-Pleite machte Kampmann weiter Geschäfte mit Busreisen – mit seinen beiden Firmen Thies Bustouristik GmbH & Co. KG und HSR Hamburger Sportreisen GmbH. Doch es gab wieder Ärger: Im vergangenen Jahr verlor Kampmann einen millionenschweren Auftrag der Deutschen Bahn: Die Bahn-Tochter Autokraft hatte angeblich gravierende Mängel an den Bussen festgestellt, Fahrten sollen ausgefallen sein, Fahrer schlecht auf Fahrten eingewiesen worden sein. Kampmanns Busse fuhren zum Beispiel Kinder zur Schule. Kampmann bestreitet Mängel oder Fehlleistungen.

Darüber hinaus berichteten mehrere Busunternehmer in jüngster Zeit, dass sie noch auf Geld von Kampmann warten. Es geht um geliehene Fahrzeuge und vermittelte Busreisen. Sie seien von Kampmann vertröstet worden, sagten sie. Der Verdacht vieler Gläubiger und ehemaliger Mitarbeiter: Kampmann befinde sich erneut in Geldnöten.

Ende Januar berichteten wir in der “Welt” über Kampmann und zitierten aus zwei Schreiben von ehemaligen Managern aus den Kampmann-Firmen. Sie datieren auf Mai und Oktober 2013 und liegen auch dem Landeskriminalamt vor.

Bei einem handelt es sich um eine Kündigung. “Eine Weiterbeschäftigung erscheint mir aufgrund offensichtlich gesetzeswidriger Maßnahmen hinsichtlich mangelnder Kapitalausstattung und hoher Verbindlichkeiten des Unternehmens nicht länger möglich”, steht darin. Der zweite Manager richtete einen Appell an Kampmann: Dieser würde “in der Pflicht und Verantwortung stehen, die Insolvenz anzumelden, da ansonsten bei Bekanntgabe der Zahlungsunfähigkeit, und dieses ist nunmehr der Fall, eine Insolvenzverschleppung droht, die ich meinerseits nicht mittragen werde”.

Monate passierte nichts. Ende Januar bestritt Kampmann dann gegenüber dem Abendblatt, dass seine Firmen zahlungsunfähig seien. Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung hätten zudem “nichts Negatives ergeben”, teilte er mit – ungeachtet der Tatsache, dass die Ermittlungen bislang nicht abgeschlossen sind.

Kampmann hat sich nicht nur mit Insolvenzen hervorgetan. Er ist auch ein fleißiger Firmengründer. Oft sind die Namen der neuen Firmen zum Verwechseln ähnlich wie die der alten. Als die “Thies Bustouristik GmbH” zusammen mit Rainbow Tours in die Pleite ging, gab es schon die “Thies Bustouristik GmbH & Co KG”. Ein lukrativer Drei-Millionen-Euro-Auftrag der Stadt wurde offenbar gegen europäisches Vergaberecht kurzerhand vom kranken ins gesunde Unternehmen verschoben. Als die Stadt das erfuhr, entzog sie Kampmann das Geschäft.

Unklar war am Donnerstag noch, wie es um die “HSR Hamburger Sportreisen GmbH” bestellt ist. Droht auch ihr die Insolvenz, wie es die Ex-Mitarbeiter sagen? Oder nicht, wie es Kampmann Ende Januar behauptet hat?

Jedenfalls hat Kampmann schon wieder eine merkwürdige Rotation mit Firmen ähnlichen Namens hingelegt. Bis zum 22. Januar war die “HSR Hamburger Sportreisen” als Gesellschafterin an der Thies Bustouristik beteiligt. Sie haftete als Komplementärin sogar mit ihrem gesamten Vermögen für die Firma, die nur einen Monat später pleite ist. Dann aber schied die HSR plötzlich aus. An ihre Stelle trat eine neue Firma, die Kampmann nur elf Tage zuvor gegründet hatte. Ihr Name: “MDK Hamburger Sportreisen GmbH”.

Streng vertraulich! Das WELT Investigativ Blog


Viewing all articles
Browse latest Browse all 119


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>