Marode Brücken: alt und verbraucht
Seit dieser Woche gibt es nach den Recherchen der “Welt” und parlamentarischen Anfragen der Grünen erstmals detaillierte Informationen über den Zustand der Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen. Sie zeigen unter anderem, dass ein Siebtel der Brückenflächen dringend saniert werden müsste. Außerdem zeigt sich jetzt, wie schwer die beiden größten Risikofaktoren auf den Bauwerken lasten: ihr Alter und das Verkehrsaufkommen.
Zwei Drittel der deutschen Brücken wurden zwischen 1965 und 1985 gebaut, ihr hohes Alter schlägt sich auch auf ihre Stand- und Verkehrssicherheit nieder. Im Detail nachverfolgen lässt sich das in Baden-Württemberg und Bremen. Die nun veröffentlichten Datensätze aus den beiden Bundesländern enthalten neben den Zustandnoten der Behörden (1,0 bis 4,0) auch die Baujahre aller Brücken. Trägt man sie als Punkte in ein sogenanntes Streudiagramm ein, lässt sich ein grober Trend (Regressionsgerade) erkennen: Je älter eine Brücke, desto schlechter ihr Zustand.
Fast alle Brücken, die ins hintere Drittel der Notenskala fallen, sind älter als 35 Jahre. Die alten Bauwerke leiden vor allem unter dem zunehmenden Verkehrsaufkommen, insbesondere dem immer weiter ansteigenden Schwerverkehr.
Wie die Zahl der Fahrzeuge, die jeden Tag über eine Brücke fahren, mit ihrem Zustand zusammenhängt, zeigt ein zweites Streudiagramm. Die Datensätze aus fünf Bundesländern enthalten für einen Großteil der Brücken Angaben aus den Verkehrszählungen. Sie beziehen sich meist nicht direkt auf die Brücken, aber in etwa auf den jeweiligen Streckenabschnitt, sodass sie grundsätzliche Aussagen zulassen.
Die Brücken mit den besten Zustandsnoten müssen meist nur eine kleine Zahl von Fahrzeugen pro Tag verkraften – im unteren fünfstelligen Bereich. Geht man auf der Notenskala weiter, streuen die Werte zum Verkehrsaufkommen immer stärker. In der Tendenz lässt sich sagen: Vielbefahrene Brücken befinden sich in einem schlechteren Zustand.
Die Erkenntnis, dass alte und vielbefahrene Brücken verschlissener sind, mag im ersten Moment nicht überraschen. Allerdings würden diese Effekte nicht sichtbar, wenn Bauwerke mit diesen Risikofaktoren konsequenter instandgesetzt würden als jüngere Bauten und solche mit geringem Verkehrsaufkommen.
Baujahre: Fallzahl n = 6310, Korrelationskoeffizient r = 0,31, Signifikanzwert p < 0,01, hoch signifikant
Verkehrsaufkommen: Fallzahl n = 13.370, Korrelationskoeffizient r = -0,11, Signifikanzwert p < 0,01, hoch signifikant